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Aletta Bunge über Sturzangst beim Klettern:

Aletta Bunge im Interview

Aletta Bunge ist Kletterlehrerin und systemische Beraterin mit einer Leidenschaft fürs Vanlife. Ihre Offenheit, Wertschätzung und Freiheitsliebe spiegeln sich in ihrer Arbeit wider, in der sie Menschen dabei unterstützt, authentisch zu leben und in ihrer eigenen Energie zu stehen - sowohl beim Klettern als auch im Alltag.

Mit ihrem Unternehmen Rock 'n' Beyond konzentriert sich Aletta auf die mentale Ebene des Kletterns. Sie bietet individuelle Coachings, Workshops und Kletterreisen zu Themen wie Sturzangst, Selbstvertrauen, Umgang mit Kletterpartnern, inneren Dialogen und Stresssituationen an. Ihr Ziel ist es, Kletterern zu helfen, mental stärker zu werden und dadurch nicht nur ihre Kletterleistung, sondern auch ihre persönliche Entwicklung zu fördern. 

In unserem Interview spricht Aletta über das weit verbreitete Phänomen der Sturzangst beim Klettern. Sie teilt ihre Erfahrungen und gibt wertvolle Tipps, wie Kletterer ihre Ängste erkennen und gezielt angehen können, um befreiter und mit mehr Freude zu klettern. Dabei betont sie die Wichtigkeit eines methodischen Sturztrainings und eines achtsamen Umgangs, um Überforderung zu vermeiden und nachhaltige Fortschritte zu erzielen.

Sturzangst beim Klettern

Faszination Berge: Was sind deiner Erfahrung nach die häufigsten Ursachen für Sturzangst beim Klettern, und wie beeinflusst sie die Leistung der Kletterer?

Aletta Bunge: Sturzangst hat verschiedenste Ursachen. Von der reinen Angst vor dem Sturz aus mangelnder Erfahrung, also die Angst vor dem Unbekannten, über die Angst sich zu verletzen, die Angst zu scheitern bis hin zu sozialen Ängsten wie die Angst nicht dazuzugehören, oder die Angst vor Ablehnung und Bewertung von Außen.

Sturzangst ist oft ein Zusammenspiel mehrerer dieser Faktoren. Was aber erfahrungsgemäß die häufigste oder zunächst weitreichendste Ursache für die meisten Kletter:innen ist, ist einfach die Angst vor dem Stürzen aufgrund von mangelnder Erfahrung, oder sogar einigen schlechten Sturzerfahrungen und die Angst davor weitere schlechte Erfahrungen zu machen, also sich zu verletzen.

Empfehlung

In diesem kostenlosen Videokurs zeigt dir Aletta die ersten Schritte, wie du mit dem Sturztraining anfangen solltest

Es ist aktuell immer noch so, dass die Sensibilisierung für das Thema Stürzen und Stürze sichern viel zu niedrig ist. Kletteranfänger starten mit einem Topropekurs und machen dann einen Vorstiegskurs. Hier lernen sie wesentliches Wissen zum Vorsteigen und Sichern.

Für das Thema Stürzen ist in diesen Kursen zu wenig Zeit und die Teilnehmer haben auch zu wenig Erfahrung, um den Input zu diesem Thema schon umsetzen zu können. Manchmal werden erste Stürze gemacht, allerdings meist mit zu wenig Vorbereitung und Erklärung, was oft eher in schlechten Sturzerfahrungen resultiert.

Interview mit Aletta Bunge

So klettert man nun und weiß nicht, wie man sich bei einem Sturz eigentlich verhalten soll. Das Thema schwebt immer „bedrohlich“ mit und wird aber nie ausreichend adressiert. So klettern die Leute teilweise jahrelang sturzvermeidend und haben entsprechenden Respekt davor. Vielleicht stürzen sie sogar ab und zu, oft sind das dann aber keine guten Sturzerfahrungen, was noch mehr in die Vermeidung drückt.

Darin sehe ich den ersten Knackpunkt. Meiner Meinung nach braucht es viel mehr Sensibilisierung, dass nach einem Vorstiegskurs ein Sicherungs- & Sturztraining sinnvoll ist, um das richtige Sichern von Stürzen, richtiges Sturzverhalten und Umgang mit Gewichtsunterschied zu lernen  Wenn man von Anfang an vernünftig lernt sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und das nötige Know How aufbaut, wird die Angst vor dem Stürzen erst gar nicht so groß.

Interessant zu wissen

Aletta Bunge bietet Sicherungs- & Sturztrainings an, sodass man mehr Vertrauen, Sicherheit & Souveränität beim Klettern und Sichern hat.

Das heißt einer der häufigsten Punkte, weshalb Kletter:innen Sturzangst haben ist Vermeidungsverhalten und fehlende Erfahrung und Anleitung.

Damit einher gehen Themen wie das Vertrauen dem Sicherungspartner gegenüber. Aber auch hier gilt: Ein Grundvertrauen der Person gegenüber ist oft da, nur fehlt die Übung und damit das Wissen, wie die Person sichert und dass sie Situationen richtig einschätzen und entsprechend gut sichern kann.

Stürzen beim Klettern

Wurde bereits mehrfach Sturztraining gemacht und das Stürzen an sich ist nicht mehr so sehr Thema – erst dann kommen wir meist zu den anderen mentalen Themen, die hinter Sturzangst stecken können. Dazu gehören z.B. Die Angst vor Kontrollverlust, soziale Ängste wie die Angst nicht dazuzugehören, oder die Angst zu Versagen. Diese Ängste können sich äußerlich als Sturzangst zeigen. Wenn man dann allerdings genauer schaut, steckt oft etwas anderes dahinter.

Kommen wir zur Frage wie Sturzangst die Leistung beeinflusst. Wenn jemand Sturzangst hat, klettert er/sie oft sturzvermeidend. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass diese Person sehr weit weg ist von der Grenze des eigenen Klettervermögens. Sturzangst verhindert an die eigene Grenze zu gehen, denn dann müsste man einen Sturz in Kauf nehmen und so klettert man immer unter seinem Potential. 

Außerdem hemmt Sturzangst sehr oft auch die Freude und den Flow, was meiner Meinung nach Dinge sind, die im Klettern noch wichtiger sind als welchen Grad ich klettere. Wofür gehe ich sonst in meiner Freizeit klettern? Nicht um mich zu fürchten und gestresst nach Hause zu kommen, sondern um mich gut zu fühlen, Herausforderungen zu erleben, tolle Bewegungen und meinen Körper zu spüren.

Aletta Bunge im Interview

Dieses Bild entstand beim Mental & Yoga Camp .

Faszination Berge: Welche ersten Schritte empfiehlst du Kletterern, die ihre Sturzangst überwinden möchten?

Aletta Bunge: Auf jeden Fall ein angeleitetes Sicherungs- und Sturztraining, denn Stürzen und Stürze Sichern sind Techniken, die man erlernen kann und sollte. Als Sicherer sollte das weiche Sichern beherrscht werden, als Kletterer das richtige Abtropfen von der Wand und wie ich mich selbst gut von der Wand abfedere.

Ich würde IMMER mit einer Korrektur der Sturzposition und dann Stürzen im Toprope beginnen. So kann ich unten beim Sicherer korrigieren und die kletternde Person kann sich in einem sehr sicheren, verletzungsarmen Rahmen, mit dem Gefühl eines Sturzes vertraut machen.

Niemals würde ich jemanden einfach so einen halben Meter über der Exe ins Seil springen lassen.

Essentiell dabei ist auch, dass die Stürze sinnvoll befeedbackt werden, sodass Teilnehmende lernen, wie sie im Anschluss selber merken, ob das Timing beim Sichern richtig war. Denn das Timing ist mit das wichtigste beim richtigen Sichern von Stürzen.

Nach einem solchen Training gilt es dann das Gelernte in den eigenen Kletteralltag zu integrieren und immer wieder zu üben. Das ist häufig der Punkt, an dem viele dann nicht weiterkommen. Ein einmaliges Sturztraining reicht nicht. Stürzen muss an sich zur Normalität werden. Das kann es nur, wenn man das immer wieder integriert und auch irgendwann beim Klettern Stürze in Kauf nimmt, ohne diese vorher anzukündigen.

Wenn man an einem Punkt ist, an dem man diese Punkte schon umgesetzt hat und Routine im Stürzen hat, dann hat sich meist schon viel getan. Sollte danach noch „Sturzangst“ bestehen, so ist die Arbeit, die auf einen zukommt, eine andere, nämlich sich mit persönlicheren Ängsten auseinanderzusetzen. Da kommen wir dann an die Persönlichkeitsentwicklung und mentales Training.

Faszination Berge: Wie integrierst du mentales Training in deine Coaching-Programme, um Kletterern zu helfen, mutiger und selbstbewusster zu klettern? Kannst du es ein wenig für diejenigen erklären, die sich nichts darunter vorstellen können?

Interview mit Aletta Bunge von Rock'n'Beyond

Mentales Training lebt oft vom Gespräch. Um an den mentalen Strukturen einer Person arbeiten zu können muss ich zunächst herausfinden, was die Ziele dieser Person sind und wo ihre Hindernisse liegen. Dazu spreche ich mit den Personen, stelle Fragen, höre zu. Ich bin ausgebildete systemische Therapeutin. Sinnvolle Fragen zu stellen, die das Gegenüber zum Nachdenken und Reflektieren anregen, habe ich gelernt.

Meine Kunden kommen hauptsächlich aufgrund von Sturzangst oder mentalen Hürden zu mir, entsprechend wissen sie oft schon, dass mein Fokus auch immer auf der mentalen Seite liegt.
Wenn ich eine Kletterreise oder ein Wochenende betreue, integriere ich das mentale Training oft über kurze Gespräche am Wandfuß und gebe Feedback zu dem was ich höre und wahrnehme.  Das ist kein großes Setting, was viel Raum einnimmt, sondern passiert eher in verschiedenen kurzen Gesprächseinheiten über die Tage verteilt. 

Wichtig ist dabei – ich biete den Kunden etwas an. Ob sie damit in Resonanz gehen, sich dem Öffnen und etwas Neues ausprobieren wollen liegt dann bei ihnen. Ich kann niemanden dazu zwingen. Was ich tue, ist lediglich auf Dinge aufmerksam zu machen die mir auffallen, die für mich nicht stimmig mit Zielen der Kunden sind und biete dann passende Vorschläge und Übungen an um daran zu arbeiten.

Bei anderen Workshops liegt der Schwerpunkt explizit auf dem Thema Umgang mit Angst und mentales Training. Da gehe ich natürlich von der Theorie mehr in die Tiefe.

Aber auch hier ist die Kunst eigentlich das Gespräch und Menschen liebevoll und doch sehr klar auf Widersprüche und Begrenzungen, die sich selbst setzen, hinzuweisen. Dafür muss man zuhören und braucht ein gewisses Gefühl für Menschen. Ansonsten verpasst man viele Nuancen.

Die Übungen, die ich anbiete reichen, je nach Thema, von Reflexionsmomenten und „Schreibarbeit“ über Achtsamkeit, über verschiedenste Übungen an der Wand bis hin zur inneren Arbeit mit Gedanken bzw. dem inneren Dialog.

Sturzangst beim Klettern

Faszination Berge: Kannst du ein Beispiel für eine Übung oder Technik aus deinem Coaching nennen, die besonders effektiv beim Abbau von Sturzangst ist?

Aletta Bunge: Wie schon erwähnt ist das einerseits ein stufenweise, auf das Niveau der Person angepasstes Sturztraining. Das liefert bei vielen schon ein echtes Aha-Erlebnis, sodass sie danach sagen – Stürzen kann ja sogar Spaß machen. Damit ist schon ein Riesenschritt gegangen.

Was auch noch extrem hilfreich ist sind Atem- und Körperbewusstseinsübungen. Also wenn Angst aufkommt den körperlichen Reaktionen über bewusst lange Ausatmung entgegenzuwirken, sowie sich auf die Sinneswahrnehmungen zu fokussieren. Ziel dabei ist raus zu kommen aus dem Gedankenkaroussel und wieder in ein lösungsorientiertes Denken zu kommen in dem man handlungsfähig bleibt.

Auch Planung, Taktik und lösungsorientiertes Denken zu schulen ist extrem hilfreich gegen Sturzangst weil ich A vorbereitet bin und B Ideen habe für Auswege. Ziel ist generell bewusst Entscheidungen treffen zu können, egal ob das die Entscheidung ist abzubrechen, oder weiter zu klettern. Hauptsache ich treffe bewusst und für jede Situation eine entsprechende Entscheidung anstatt von Angst vernebelt zu werden.

So lasse ich Teilnehmer:innen gerne eine leichte Route klettern, bei der sie sich voll auf ihre Atmung fokussieren. Was auch eine tolle Übung ist, ist „Speedklettern“ weil hierbei oft der Fokus komplett auf das schnelle Klettern gelenkt ist und nicht mehr aufs Stürzen gerichtet ist.

Faszination Berge: Wie wichtig ist die Rolle des Sicherungspartners beim Überwinden von Sturzangst, und welche Tipps gibst du für eine effektive Zusammenarbeit?

Interview zum Thema Sturzangst beim Klettern

Die Rolle des Sicherungspartners ist immens wichtig. Ob ich beim Klettern an meine Sturzgrenze gehen kann, hängt davon ab, ob ich mich voll und ganz auf meinen Sicherungspartner verlassen kann. Das umfasst einerseits das zwischenmenschliche, andererseits aber auch die Aufmerksamkeit, wie ernst jemand bei der Sache ist und vor allem ob er/sie die entsprechenden Fähigkeiten und Erfahrung besitzt.

Nur wenn all das passt, kann ich oben am Seilende meinen Fokus ganz bei mir und den nächsten Bewegungen haben. Nur dann kann ich an meine Grenze gehen und mich mit eigenen mentalen Themen beschäftigen. Wenn ich noch damit beschäftigt bin, was am Boden passiert, geht das nicht. 

Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass sich so ein Vertrauen entwickeln muss und aus positiven Erfahrungen besteht. Außerdem, dass es nicht viele Menschen gibt, bei denen ich wirklich 100% an meine Grenze gehen kann. 

Für eine effektive Zusammenarbeit ist als erstes natürlich zu nennen die nötigen Fähigkeiten beim Klettern/Sichern zu entwickeln und gemeinsam Erfahrungen zu sammeln. Außerdem braucht es eine gesunde Feedbackkultur. Sich gegenseitig ernst zu nehmen, aufeinander einzugehen, einander zu unterstützen, aber auch kritikfähig, offen für Verbesserung und sein Wissen immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen sind nur einige Punkte, die einen guten Sicherungspartner ausmachen.

Ich erlebe im Training oft, dass Kund:innen sich auf einmal viel mehr trauen und doch gar nicht so viel Sturzangst haben wenn ich sie sichere, wie wenn ihr Sicherungspartner sie sichert. Das liegt nicht daran, dass ich irgendwie total toll wäre, sondern einfach daran, dass sie mir in meiner Funktion als Trainerin die entsprechende Kompetenz zuschreiben und sich deshalb auf mich verlassen und mir, was das Sicherungsknow-how angeht, vertrauen.

Damit ist eine sehr große Komponente der Angst ausgeschaltet und auf einmal flutscht es. Natürlich sollten Sicherungspartner aber auch generell Menschen sein, die ich schätze, mit denen ich gerne Zeit verbringe und mit denen ich einfach auf einer guten Wellenlänge bin. Menschen, die mir persönlich guttun und dessen Einstellung zum Klettern und beim Klettern gut tut.

Faszination Berge: Haben nur Kletteranfänger:innen Sturzangst? Wenn nicht: Welche Unterschiede gibt es deiner Erfahrung nach zwischen der Arbeit mit Anfänger:innen und fortgeschrittenen Kletter:innen in Bezug auf mentale Blockaden und Sturzangst?

Workshop zum Thema Sturztraining

Nein, fast jede:r kennt das Thema Sturzangst. Der Unterschied ist oft, dass bei erfahreneren Kletterern auch mehr Sturzerfahrung vorhanden ist und damit die Komfortzone für Stürze eine größere ist als bei Anfängern. Es gibt aber genauso Kletter:innen, die bereits seit 25 Jahren klettern und immer noch sturzvermeidend klettern und Sturzangst haben. Es kommt da nicht so sehr auf die Anzahl der Jahre im Klettern an, sondern vielmehr auf die Art und Weise wie jemand klettert.

Eben ob Stürzen Bestandteil des eigenen Kletterns ist und damit viele Erfahrungen gemacht wurden, oder eben nicht. Erfahrungsgemäß kommen viele Personen, die sturzvermeidend klettern, aber nicht über einen Grad von 6b-6c, vielleicht noch 7a, raus. Kletter:innen die schwerer klettern sind normalerweise solche, die auch stürzen. Hier kommt dann auch noch (besonders am Fels) das bessere Sturzgelände als erleichternder Faktor hinzu.

Es ist ein wenig wie ein Teufelskreis.

Kletteranfänger:innen haben oft Respekt zu stürzen und bewegen sich am Fels aber auch in Schwierigkeitsgraden in denen das Gelände absolut ungeeignet ist um zu stürzen. Also sollte man Stürzen tatsächlich vermeiden. So beißt sich die Katze in den Schwanz. Kletter:innen, die in höheren Graden unterwegs sind haben oft überhängendere Routen, die ein gutes Sturzgelände bieten, was sich wiederum entspannend auf die Sturzangst auswirkt. Außerdem haben Kletter:innen, die sich in hören Graden bewegen oft schon mehr Ressourcen entwickeln können mit aufsteigender Angst umzugehen, wodurch sie auch in Situationen in denen sie Angst bekommen noch handlungs- und entscheidungsfähig bleiben und so aus eigener Energie Situationen bewältigen können.

Diese Ressourcen muss man als Anfänger erst einmal erlernen. Aber hier gilt natürlich: je nachdem, was ich bereits aus meinem Alltag im Umgang mit Angst mitbringe, kann ich das ebenso aufs Klettern übertragen. In der Arbeit ist es mit erfahreneren Kletterern oft so, dass mentales Training eher an persönlichen Gedankenmustern, Glaubenssätzen und unterliegenden Ängsten ansetzt. Dass es also eher um Persönliche Entwicklung und Dinge wie den inneren Dialog und das Selbstbild geht, als, wie oft bei Anfängern, um eine Desensibilisierung in Form von Sturztraining.

Faszination Berge: Du bietest auch Kletterreisen und Workshops an. Wie helfen diese Formate den Teilnehmer:innen, ihre Sturzangst in realen Klettersituationen zu bewältigen?

Kletterreisen

In den Formaten geht es oft darum die Grundlagen zu legen, damit erste positive Sturzerfahrungen gemacht werden können. Auch im mentalen Bereich sind es Impulse, die die Workshops liefern, die erstmal eine „Störung“ des alten Denkmusters sind und dann Raum für neues ermöglichen. Die weitere Umsetzung liegt dann aber in der Hand jedes einzelnen. Wie ernst ich die Veränderung nehme und wie wichtig mir das ist und ob ich bereit bin, meine Routinen auch nachhaltig zu verändern bestimmt maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg.

Empfehlung

Entdecke hier alle Kletterreisen und Workshops von Rock'n'Beyond.

Die Workshops liefern zunächst einen kontrollierten Rahmen. Gleichzeitig gebe ich den Teilnehmenden immer aufbauende Übungen mit, wie sie von diesem kontrollierten Rahmen zu realeren Sturzszenarien kommen. Ob ich dann am Ende einen unsicheren Zug versuche und den Sturz in Kauf nehme, hängt von so vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Die Workshops zielen darauf ab die Teilnehmenden schrittweise darauf vorzubereiten und ihnen die Methoden an die Hand zu geben in diesen Situationen gut vorbereitet zu sein, handlungsfähig zu bleiben und bestmöglich die Hindernisse ausgeschaltet zu haben, damit sie sich dann zu dem Zug committen können.

Faszination Berge: Was motiviert dich persönlich, Kletterer auf ihrem Weg zu mehr Mut und Selbstvertrauen zu begleiten, und welche Erfolge haben dich dabei besonders inspiriert?

Interview mit Aletta Bunge

Mich motiviert, dass ich mit den Menschen persönlich in einen sehr engen Austausch gehe und die Arbeit so auch immer wieder anders ist, weil die Persönlichkeiten und Gedanken anders sind.

So bleibe ich gefordert und jeder Austausch hat etwas ganz besonderes, da es viel um das zwischenmenschliche Vertrauen geht. Ich habe eine riesen Achtung vor den Menschen, die sich ihrer Angst stellen und bereit sind sich selbst zu hinterfragen und zu entwickeln. Auf diesem Weg begleiten zu dürfen ist einfach etwas Besonderes. Auch weil sich viele Erkenntnisse nicht nur ums Klettern drehen, sondern auch im Alltag der Personen einiges verändern können. 

Wenn ich Menschen dabei unterstützen kann, dass sie mehr zu sich stehen, besser mit sich in Kontakt sind und so ausgeglichener und mit mehr Freude klettern (und das auch in den Alltag tragen) ist das für mich einfach extrem viel wert. Dabei geht es um Authentizität und offenen Kontakt.

Erfolge? 

Da gibt es so viele… Wenn jemand auf einmal sagt, dass Stürzen ja Spaß machen kann und das mit einem Lächeln im Gesicht. Oder eine Frau, die vorher dachte, sie „müsste“ vorsteigen, weil ihr der Eindruck von außen unbewusst so vermittelt wurde. Während sie aber einfach nur klettern möchte, um mit ihrer Familie Zeit zu verbringen. Wenn diese Frau für sich wahrnimmt, dass ihr das eigentlich total egal ist und sie auch einfach gerne Toprope klettert und sich das dann erlaubt und so wieder Spaß hat und gerne mit ihrer Familie klettern geht.

Wenn es jemandem aufgrund der Kommunikationskultur beim Klettern und Stürzen gelingt auch im Alltag klarer zu formulieren was passt und was nicht. Wenn ein Pärchen nach dem Coaching mit mir wieder Freude am gemeinsamen Klettern hat und weniger Konflikte entstehen.

Auch denke ich beim Überwinden von Sturzangst oft an meine eigene Geschichte: Ich selbst habe damals – nur darüber, dass ich stürzen gelernt habe und viel weniger Angst vorm Stürzen hatte einen Sprung gemacht von ca. 6b auf etwa 7b in einigen Monaten. An meinem „Training“ habe ich nicht viel umgestellt.

Aber ich konnte körperlich an meine Grenze gehen. Von daher weiß ich wie viel Luft nach oben oft ist, wenn man die eigene Komfortzone erweitert und mit weniger Angst an der Wand ist. Damit ändert sich nicht nur das Niveau, sondern auch das Gefühl beim Klettern.

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