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Fridolin von Holzgestein über Berglampen:

Holzgestein Team

Fridolin ist CTO bei Holzgestein und verbindet technisches Know-how mit einer spürbaren Liebe zur Natur. Mit Feingefühl für Form, Material und Funktion arbeitet er an Produkten, die weit über reines Design hinausgehen – wie etwa die neu entwickelte 3D-Berglampe.

Aus der Idee eines gefrästen Bergreliefs ist über viele Jahre ein durchdachtes Designobjekt entstanden. Mit Blick für jedes technische Detail und einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit arbeitet Fridolin sowie das gesamte Team von Holzgestein an Lösungen, die ebenso funktional wie emotional sind. Die Berglampe ist Ausdruck dieser Haltung – formschön, individuell konfigurierbar und vollständig in Deutschland gefertigt. 

Im Interview erzählt Fridolin von der Entstehungsgeschichte der Lampe, den Herausforderungen in der Produktion und der Vision, handgemachte Produkte für viele Menschen zugänglich zu machen. Dabei spricht er auch über Fehler, Learnings – und warum kleine Schritte oft der beste Anfang sind.

Berglampen

Faszination Berge: Euer Projekt verbindet Technik, Handwerk und die Liebe zur Natur – wie seid ihr auf die Idee gekommen, Berge als Lampen dar- und herzustellen?

Fridolin: Gab es einen besonderen Moment – vielleicht während einer Tour – der den Anstoß gegeben hat? Unsere Bergtouren haben uns natürlich inspiriert, aber dass wir genau bei diesem Produkt gelandet sind, hat eine ziemlich detaillierte Vorgeschichte. Alles begann 2017, als Torben die Idee hatte, ein Gebirge in die Stirnseite eines Eichenbalkens zu fräsen – damals noch für einen Weinständer. Ich hab das umgesetzt, und so kam es zu unserem ersten 3D-Bergrelief.

Damals war noch gar nicht klar, dass es eine Lampe werden soll. Es folgten viele Experimente mit Beton, Kunstharz und Silikonformen. Aber mit der Zeit kristallisierte sich heraus: Wir wollen etwas schaffen, das nicht nur schön ist, sondern auch einen praktischen Nutzen hat. So entstand die Idee der Berglampe.

Faszination Berge: Wie funktionieren eure Berglampen genau? Könnt ihr ein wenig über das Produkt selbst erzählen – vom Material bis zur Lichttechnik?

Berglampen Herstellung

Fridolin: Der Rahmen der Lampe wird aus massivem Eichenholz in unserer Werkstatt gefertigt. An diesem Fertigungsprozess haben wir jahrelang gefeilt, insbesondere bei der Konstruktion der Gehrungen. Unsere Lösung: ein eigens entwickelter Kreuzdübel und ein Apparat, mit dem wir diesen exakt einschießen – das spart Leim, Zeit und ermöglicht saubere Ergebnisse. 

Das Relief selbst entsteht bei uns im 3D-Druckverfahren aus nachhaltigem PLA. Weil wir die Berge seitlich drucken, können wir in eine Richtung beliebig steile Abhänge darstellen. In der anderen Richtung müssen wir das Modell leicht anpassen, damit es druckbar bleibt. Für diesen speziellen Prozess haben wir ein Patent angemeldet.

Die Elektronik besteht aus einer langlebigen LED-Platine, die über USB-C betrieben wird. Die LEDs laufen nur auf halber Last, um ihre Lebensdauer zu erhöhen. Der Dimmer ist vorne in die Lampe integriert und wurde speziell für unsere Anforderungen angepasst. So schafft die Lampe sowohl angenehmes Leselicht als auch ein sanftes Nachtlicht. Ich nutze sie persönlich gerne zum Meditieren, da ist die feine Dimmbarkeit entscheidend.

Unsere Empfehlung

Die Berglampen von Holzgestein sind ein hervorragendes Geschenk für Bergliebhaber.

Ein Stretch Goal bei Kickstarter ist die Akkuversion der Lampe. Der Prototyp existiert bereits, aber als kleines Unternehmen sind die regulatorischen Hürden hoch – deshalb erst bei Erreichen eines bestimmten Finanzierungsziels.

Die Verpackung ist wie bei allen unseren Produkten zu 100% plastikfrei. Die Einlagen lasern wir selbst aus Karton, damit nichts verrutscht. Jedes einzelne Detail an dieser Lampe wurde mehrfach überarbeitet und verbessert.

Mont Blanc Berglampe

Faszination Berge: Welcher Berg war der erste Prototyp eurer Lampe, und wie lange hat es gedauert, bis ihr eine funktionierende Version in den Händen gehalten habt?

Fridolin: Der allererste Prototyp war der Mont Blanc. Torben und ich waren 2014 dort oben – ein besonderes Erlebnis. Wir haben es irgendwie geschafft, ohne Reservierung auf die alte Gaudierhütte zu kommen, weil wir ein Zelt dabeihatten. Verrückte Zeiten.

Dass es eine Lampe werden soll, hat sich dann erst nach einigen Wochen herauskristallisiert. Vom Moment dieser Entscheidung bis zur ersten funktionierenden Lampe vergingen etwa drei Monate. Der erste Prototyp hatte noch einen Spiegel unten drin und einfache LED-Streifen.

Ich hatte damals schon ein Python-Skript geschrieben, um das Relief sanft an den Seiten abflachen zu lassen – obwohl ich kein Programmierer bin. Es hat irgendwie funktioniert. Dann kamen nach und nach die Platinen, Dimmer und Netzteile dazu. Viele der Komponenten, die wir damals bestellt hatten, wurden inzwischen grundlegend überarbeitet.

Faszination Berge: Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg vom ersten Entwurf bis hin zum fertigen Produkt?

Holzgestein

Fridolin: Die größte Herausforderung war, die Lampe so weiterzuentwickeln, dass wir sie wirklich selbst produzieren können. 2018 dachten wir, wir wären fertig. Aber das damalige Modell war in kleinen Stückzahlen herstellbar, in größerem Umfang wäre es nicht praktikabel gewesen.

Vielleicht verdeutlicht eine kleine Nebengeschichte unsere Denkweise: 2015 haben Torben und ich Fahrrad-Wandhalterungen entwickelt. Unsere Idee war, eine schöne Designhalterung unter 100 € anzubieten – rausgekommen sind wir bei 180 €. Warum? Weil wir keine Ahnung von effizienter Produktion hatten – und weil wir in Deutschland fertigen wollten. Dasselbe Prinzip traf auf die Berglampe zu: 2018 hätten wir ein schönes Liebhaberstück verkaufen können, aber keine Lampe für alle. 

Unsere Vision war und ist, hochwertige Produkte für viele Menschen zugänglich zu machen – und gleichzeitig in Deutschland zu produzieren. Die Lösung lag nicht in Kompromissen, sondern in neuen Ideen. Und die haben sechs Jahre gedauert.

Faszination Berge: Ihr habt ja nicht nur Standardberge, sondern wollt auch individuelle Wunschberge ermöglichen. Wie kann man sich als Kunde den Prozess dafür vorstellen und werden z. B. höhere Berge teurer als niedrigere?

Auf unserer Website wird es bald einen Konfigurator geben. Kund*innen wählen auf einer interaktiven Karte einen Mittelpunkt und einen Radius aus, woraufhin automatisch ein 3D-Modell der Berglampe generiert wird. Dieses kann man drehen, zoomen und sich vorab genau ansehen. 

Die Höhe des Berges beeinflusst den Preis nicht. Es gibt jedoch eine maximale Bauhöhe, bedingt durch Verpackung und Versand. Ist der gewählte Ausschnitt zu hoch, wird automatisch der Radius vergrößert, damit der Berg trotzdem in die Lampe passt. Flache Landschaften lassen sich auf Wunsch dezent skalieren, damit sie plastischer wirken.

Berglampe

Faszination Berge: Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger – gibt es besondere Dinge, auf die ihr bei der Produktion achtet?

Fridolin: Seit unserer Gründung legen wir großen Wert auf nachhaltige Materialien: regionales, FSC-zertifiziertes Holz, biobasierter Kunststoff (PLA), plastikfreie Verpackung. Doch Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein ständiger Prozess.

Ein Beispiel: Wir hatten intern die Diskussion, ob die Lampe zu leicht wirkt. Manche fanden, sie "fühlt sich nicht wertig genug an". Aber einfach Gewicht hinzuzufügen wäre aus ökologischer Sicht unsinnig. Mehr Material bedeutet mehr Energie, mehr Versandkosten, mehr Verpackung.

Die Lösung? Wir haben rutschfeste Silikonfüße entwickelt – und ein Verfahren, um diese per Siebdruck gleichzeitig in Serie herzustellen. Jetzt steht die Lampe stabil – und bleibt leicht.

Faszination Berge: Was hat euch auf eurem Weg bisher am meisten überrascht oder persönlich geprägt und was könnt ihr anderen jungen Gründern mit auf den Weg geben, die ein Herzensprojekt starten wollen?

Holzgestein Team

Fridolin: Mich persönlich hat schon immer die Idee begeistert, eigene Ideen in die Wirklichkeit bringen zu können. Ich komme aus einer Familie mit vier Brüdern – wir haben nonstop Ideen ausgetübelt. Aber oft fehlten die Mittel, sie umzusetzen.

Später habe ich Physik studiert, und so hart das klingt: Physik ist ein Kinderspiel im Vergleich zur Realität eines Unternehmens. In der Theorie machst du eine Rechnung, und das Ergebnis stimmt oder nicht. In der Praxis ist es ein Wunder, wenn irgendein Prozess ohne Probleme funktioniert.

Ob Website, Buchhaltung, Zulieferer, Werbung – alles ist ein neues Minenfeld. Und dann kommt noch die Realität der Plattform-Logik: Heute macht Facebook oder Google mit Werbung 30-40% Marge – der Hersteller vielleicht 5-10%. Das fühlt sich nicht nachhaltig an. Was wäre, wenn es eine europaweite Marketingsteuer gäbe, die dieses Ungleichgewicht auffängt?

Was ich anderen raten würde? Fangt klein an. Ich selbst habe 2015 im Fablab Berlin angefangen – mit 3D-Drucker, Lasercutter, CNC. Baut euch eine Produktionslinie für Custom-Produkte, die nicht kopiert werden können. Achtet auf möglichst wenig Abhängigkeiten. Und denkt in Prozessen, nicht nur in Ideen.

Wir feiern bald unser 10-jähriges Bestehen. Ob das alles ein Rezept für Erfolg ist? Keine Ahnung. Aber es ist unser Weg.

Faszination Berge: Ihr startet mit einer Kickstarter-Kampagne. Was bedeutet das für diejenigen, die interessiert an einer Berglampe sind? Und wie kann man die Berglampen nach der Kickstarter-Kampagne kaufen?

Fridolin: Kickstarter ist eine Crowdfunding-Plattform. Das heißt: Wer uns unterstützt, bestellt im Voraus und ermöglicht damit die Finanzierung der Produktion. Als Dank gibt es die Lampen zu einem vergünstigten Preis – später wird das Standardmodell 79 € kosten, auf Kickstarter bekommt man es im Super Early Bird schon für 49 €.

Die Kampagne hilft uns, größere Mengen an Elektronik-Komponenten zu bestellen, die Entwicklung des Konfigurators zu finanzieren und überhaupt den Sprung vom Prototyp zur Serie zu schaffen. Gleichzeitig erzeugt sie Druck, Dinge umzusetzen – und das ist manchmal genau das, was es braucht.

Nach Kickstarter planen wir den direkten Verkauf über unseren Onlineshop. Aber zuerst bekommen unsere Unterstützer*innen natürlich Vorrang bei der Auslieferung.

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